Christoph Kardinal Schönborn

© Schönborn

Vos autem dixi amicos – „Ich aber habe Euch Freunde genannt!“ (Joh 15,15)

Christoph Schönborn wurde am 22. Januar 1945 in Watislaw im damaligen Reichsgau Sudetenland geboren. Sein vollständiger Taufname lautet Christoph Maria Michael Hugo Damian Peter Adalbert Schönborn. Er entstammt der böhmischen Linie der Familie Schönborn, die über Jahrhunderte hinweg bedeutende Persönlichkeiten der Kirche hervorgebracht hat. Sein Vater, Hugo-Damian Schönborn, war Maler und Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Er desertierte 1944 zu den Briten, was die Familie in große Unsicherheit stürzte. Nach der Vertreibung infolge der Beneš-Dekrete fand die Familie Zuflucht bei Verwandten in Österreich.

Christoph Schönborn wuchs in Vorarlberg auf, wo er neben Hochdeutsch auch den alemannischen Dialekt erlernte. Die Trennung seiner Eltern im Jahr 1958 prägte seine Kindheit. Aufgrund seiner familiären und schulischen Prägung entwickelte er früh eine Leidenschaft für Sprachen und Kultur. Er spricht neben Deutsch auch Latein, Griechisch, Hebräisch, Französisch, Englisch, Italienisch und Spanisch.

Nach der Matura trat er 1963 in den Dominikanerorden ein. Das Noviziat absolvierte er in Warburg (Westfalen). Es folgten Studien der Philosophie und Theologie in Walberberg bei Köln, Wien und Paris. 1970 wurde er in der Wiener Dominikanerkirche von Kardinal Franz König zum Priester geweiht. Im Rahmen seiner theologischen Ausbildung promovierte er 1974 am Institut Catholique de Paris mit einer Dissertation über die Ikonographie Christi: L’Icône du Christ. Fondements théologiques. Seine Studienzeit führte ihn auch an die Universität Regensburg, wo er bei Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI., studierte.

Seine akademische Laufbahn begann Schönborn 1975 als außerordentlicher Professor für Dogmatik an der Universität Fribourg in der Schweiz. Ab 1981 war er dort ordentlicher Professor für Dogmatik und Ostkirchliche Theologie. Parallel dazu übernahm er Aufgaben in theologischen Fachkommissionen, unter anderem als Mitglied der Internationalen Theologischen Kommission und der Schweizer Kommission für den Dialog zwischen Orthodoxen und Katholiken. Von 1987 bis 1992 war er Sekretär der Kommission, die den Katechismus der Katholischen Kirche erarbeitete. Dieses Werk hat bis heute zentrale Bedeutung für die Glaubensvermittlung weltweit.

Am 11. Juli 1991 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof von Wien und Titularbischof von Sutrium. Die Bischofsweihe empfing er am 29. September 1991 im Wiener Stephansdom. Vier Jahre später, am 13. April 1995, wurde er Koadjutorerzbischof der Erzdiözese Wien. Im selben Jahr folgte er Kardinal Hans Hermann Groër als Erzbischof von Wien nach. Bereits 1996 wurde er von Papst Johannes Paul II. mit dem Pallium als Metropolit der Wiener Kirchenprovinz ausgezeichnet. Zwei Jahre später, am 21. Februar 1998, erhob ihn der Papst zum Kardinalpriester mit der Titelkirche Gesù Divino Lavoratore.

Von 1998 bis 2020 leitete Kardinal Schönborn die Österreichische Bischofskonferenz. In dieser Funktion setzte er sich für den Dialog zwischen verschiedenen Konfessionen und Religionen ein, förderte die Auseinandersetzung mit ethischen und gesellschaftlichen Herausforderungen und unterstützte die Seelsorge in schwierigen Zeiten. Seit 1996 betreut er die Gemeinschaft vom Lamm, eine junge Ordensfamilie der Dominikaner, die sich in Wien niedergelassen hat.

Schönborn war Teilnehmer der Konklaven von 2005 und 2013, in denen Benedikt XVI. und Papst Franziskus gewählt wurden. Er galt in beiden Fällen als einer der möglichen Papstanwärter. Papst Franziskus berief ihn 2014 in die Kardinalskommission zur Aufsicht über die Vatikanbank (IOR) und bestätigte ihn 2020 in dieser Funktion. 2024 wurde er Präsident dieser Kommission.

Eine wesentliche Rolle spielte er sowohl in der Familiensynode 2014/15 unfd bei der Interpretation der päpstlichen Exhortation Amoris Laetitia als auch in der Amazzoniensynode 2019 und derder Synode über die Symodalität 2021-2024. Bis 2024 war er zusätzlich Mitglied des ständigen Synodenrates.

Neben seinen Leitungsaufgaben ist Kardinal Schönborn ein gefragter Redner und Autor. Er hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, darunter Werke zur christlichen Ikonographie, zur Evolutionstheorie und zum Katechismus. Auch in ethischen Fragen meldet er sich immer wieder zu Wort, etwa zur Sterbehilfe, Flüchtlingspolitik oder dem Umgang mit Missbrauchsfällen in der Kirche.

Sein Wappen vereint Symbole seiner Herkunft, seines Ordens und des Erzbistums Wien. Sein Wahlspruch lautet Vos autem dixi amicos („Ich nenne euch Freunde“) und ist dem Johannesevangelium entnommen.