Mario Berger

© Andreas Mueller

Ehrliche Schönheit auf 6 Saiten
Martin Breuninger über die Musik von Mario Berger

Gefühlvoll ist nicht gefühlig. Unter anderem darin unterscheidet sich die Kunst von Kitsch, Substanzielles von Belanglosem. Gefühlvoll ist die Musik des österreichischen Gitarristen und Komponisten Mario Berger. Und „Sentimento“ (Gefühl) heißt seine letzte CD, mit der er seit ihrem Erscheinen im Dezember 2017 europaweit live unterwegs ist. Zu hören bekommt das Publikum Kompositionen, in denen Berger Flamenco, Fado und Rumba, Musette und Chanson, Elemente von Jazz und Klassik zu einem ganz eigenen Stil verschmolzen hat. Zwischen seine Stücke werde er ein wenig Mozart und Bach einstreuen, so der Musiker vorab.Damit ist viel über die musikalische Bandbreite Bergers gesagt, die er virtuos abdeckt. Seine Laufbahn begann er mit 16 Jahren mit dem Studium der klassischen spanischen Gitarre an der Musikhochschule Wien. Doch seine Liebe galt auch der Popmusik. „Die Beatles waren immer im Hinterkopf, und so bin ich der Klassik untreu geworden“, schildert er seinen Werdegang.

Wenige Jahre später sah man ihn mit der Prominenz des Austropop auf der Bühne. Sieben Jahre war er mit Rainhard Fendrich auf Tour, jeweils vier Jahre mit Wolfgang Ambros und Georg Danzer. Erst nach 20 Jahren kehrte er 1998 zur akustischen Gitarre zurück. Damals brachte er seine erste CD „Latin Heart“ heraus, das in acht Ländern erschien.Ein Stück auf dem Album heißt „Puerto de Sóler“. Dort war Berger oft mit Rainhard Fendrich auf dessen Finca, um für Tourneen zu proben. 1995 entstand dort aich die Unplugged-CD „Recycled“. „Das war eigentlich der Auslöser, dass ich zur akkustischen Musik zurückgekehrt bin“, sagt Berger.

Noch etwas anderes hatten seine Aufenthalte auf Mallorca und auch auf dem spanischen Festland in Gang gesetzt: Er verliebte sich in die südländische Musik und stellte fest, dass er sie schon die ganze Zeit in sich trug. Die Folge: Der Gitarrist begann Instrumentalmusik zu schreiben.

Nach seiner ersten Eigenproduktion folgten verschiedene Projekte mit Sängerinnen, als Studiogitarrist arbeitete er mit so unterschiedlichen Künstlern wie Harald Juhnke, Ludwig Hirsch, Drums on Earth und José Carreras. Doch mit „Latin Heart“ hatte er einen neuen Weg beschritten, der ihn nun zur CD „Sentimento“ geführt hat. Mit diesem Album machte Berger etwas, was er in seiner 30-jährigen Laufbahn noch nie gemacht hatte: Er ging allein auf die Bühne. Damit sei er entgegen aller Logik einem starken Impuls gefolgt, erzählt er. „Das hat Gott sei Dank funktioniert, die CD kommt sehr gut an.“
Dass seine Musik diesen Anklang findet, liegt daran, dass sie trotz ihrer Leichtigkeit dicht und authentisch ist: „Die Stücke sind nicht im Kopf entstanden, sondern durch Erlebnisse und Begebenheiten“, sagt der Musiker, der den Standpunkt vertritt: „Mann sollte nur dann etwas veröffentlichen, wenn man sich sicher ist, dass man etwas zu sagen hat.“
Auf seinem neuen Weg will Berger etwas schaffen, das er „ehrliche Schönheit“ nennt, ein Gegengewicht zu den Katastrophen unserer Zeit. „Ich will die Leute dazu animieren, dass sie wieder Gefühle zeigen und sich erinnern, wie schön die Welt eigentlich ist“, erklärt er sein Anliegen. Am liebsten würde er sagen, dass er mit seiner Musik Liebe unter die Menschen bringen möchte. Aber das kommt ihm nicht über die Lippen. Es ist ihm zu abgedroschen – zu kitschig.

Martin Breuninger, freier Journalist