Improvisation – also etwas ohne Vorbereitung, aus dem Stegreif darzubieten – war bis zu Zeiten eines Johannes Brahms noch unumstößliches Markenzeichen der großen Meister. Heute ist diese Disziplin fast in Vergessenheit geraten, denn: war das „freie Musizieren“ früher noch eine Fertigkeit, die jeder hervorragende Musiker beherrschte, ja regelrecht beherrschen musste, so verdrängt heute die geforderte Präzision im Konzertalltag, möglichweise aber auch mangelnder Mut vor dem notenfreien Spielen diese Fähigkeit.
Mit „The Big B’s“ präsentiert das Janoska Ensemble die Musik jener Komponisten, die diese Disziplin meisterlich beherrschten: Bach, Beethoven, Brahms – allesamt „Schutzheilige“ und Vorbilder des Janoska Ensemble. Was liegt also näher, das neue Album nach diesen „B’s zu benennen und gleichzeitig nach anderen B’s Ausschau zu halten: mit Bartok, Bernstein und Brubeck waren sehr schnell andere B’s gefunden, die sich hier gleichrangig unter dem Titel „The Big B’s“ einordnen lassen.
2020 war „Beethoven-Jahr“ und in Verneigung vor diesem großen Komponisten, werden sämtliche 9 Symphonien in einem einzigen Werk zu Gehör gebracht. Wie das geht? Ganz einfach: Das Janoska Ensemble arrangierte alle Symphonien in ein neunminütiges Medley um, welches deren Lieblings-Hauptthemen der Beethoven’schen Symphonien I-IX beherbergt, kurz: „9 Symphonies in Nine Minutes“…
Das Janoska Ensemble lässt aber auch anderen „Big Bs“ Platz: So werden die „Rumänischen Volkstänze“ – Béla Bartóks geniale Transkription aus der Volksmusik Siebenbürgens – neben dem d-Moll Doppelkonzert von J. S. Bach (in einer nie gehörten „Klassik meets Jazz“- Version), sowie Hits von Dave Brubeck („Blue Rondo alla Turk“) oder Johannes Brahms (Ungarischer Tanz Nr. 1) ebenso zu hören sein, wie eine großangelegte Bearbeitung von Leonard Bernsteins energiegeladenen Candide-Ouvertüre… Selbstverständlich dürfen auch bei diesem Album eigene Stücke aus dem Laboratorium der Janoska- Kompositions-Werkstatt nicht fehlen: Romans „¡Buenos días, Marco!“, Ondrejs „Bagatelle pour Va-Le“, Františeks „Bellissima Naomi“ oder eine Hommage an Beethovens wohl berühmtestes Thema „Für Elise“ – alles, versteht sich, im sogenannten „Janoska Style“.
In einem wundervollen wie auch atemberaubenden Programm treten alle vier Musiker des Janoska Ensembles an, um die hohe Kunst des Improvisierens in virtuoser Vollendung darzubieten. Dabei gelingt es den Ausnahmekünstlern in einer Art „Fusion“ mit der ursprünglichen Komposition zu verschmelzen. So entsteht eine neue, nie dagewesene Synergie zwischen Original und zeitgenössischer Improvisation.
Der „Janoska Style“ lässt sich kaum mit einem einzigen Satz erklären, denn es würde lange dauern, alle biografischen und künstlerischen Zutaten aufzulisten, die diesen Stil ausmachen – vielleicht am ehesten wie folgt: Der „Janoska Style“ ist eine neue, gemeinsam geschaffene musikalische Vision, die – basierend auf Klassik – eine Verknüpfung von Jazz, Pop und anderen Stilelementen herstellt; dazu gesellt sich als vielleicht wichtigster Bestandteil des gemeinsamen Musizierens die vergessene Kunst der Improvisation in der klassischen Musik.So entsteht eine neue, nie dagewesene Synergie, quasi eine Brücke zwischen Original und moderner Interpretation nebst einer Fusion aus Improvisation und Kreativität: der „Janoska Style“. So trägt ihre binnen weniger Monate mit Gold ausgezeichnete Debüt-CD auch den stimmigen Titel „Janoska Style“ (Deutsche Grammophon 2016). Ihr 2019 erschienenes Album „Revolution“ steht ebenso kurz vor Gold. Nun darf man auf das dritte Album „THE BIG B’s“ gespannt sein: Release ist im Juli 2022.